Vor etwa zwei Wochen haben wir spontan entschieden mit dem Fahrrad in und durch die Innenstadt zu fahren. Wir haben dabei zwei, drei Verkehrspolizisten verwirrt, weil Fahrräder dort halt auf bestimmten Straßen verboten sind. War stellenweise auch nicht ganz ungefährlich aber ziemlich interessant, weil man so die Zusammenhänge der Stadt besser begreift, als wenn man nur mit Metro und mit Taxi fährt. Viele der Gegenden kannten wir auch schon durch unsere Spaziergänge. Gefahren sind wir bis zur Französischen Konzession. Die Franzosen haben dort vor über einem Jahrhundert gesiedelt. Die Architektur dort ist europäisch geprägt und die meisten Straßen sind Alleen. Es ist auch eines der Zentren des Shanghai Nightlife. Ich mag die Gegend sehr gern, weil sie sehr viel Atmosphäre hat.
Diese Straße hieß vor einhundert Jahren Route Paul Brunat, dann Avenue Joffre und heute Huaihai Lu. Die Straße ist ein Shoppingparadies mit westlichen Preisen.
Die Tatsache dass ich nach meiner Zeit in Shanghai die Menschen in dieser Konstellation nie wieder treffen werde, hat mich dazu bewogen meinen Geburtstag zu feiern. Es sind etwa dreißig Leute gekommen, was mich sehr überrascht und gefreut hat, besonders vor dem Hintergrund dass mein Geburtstag genau in den Zeitraum mit den Abschlussprüfungen und Sprachtests gefallen ist. Mir wurden unter anderem sehr schöne Bücher über Shanghai und China, dekorative Sachen und ein persönliches Fotoalbum geschenkt. Ein Paket mit Geburtstagsgeschenken hat mich sogar aus Bangkok erreicht. Meine Mitbewohnerinnen haben mich bereits zuvor mit einer Eisbombe und einem Geschenkkorb mit deutschen Produkten überrascht. Die Vorbereitung und das Aufräumen gestaltete sich dank tatkräftiger Hilfe mehr als entspannt. Alles in allem ein sehr, sehr gelungener Geburtstag. Vielen lieben Dank auch nach Gelsenkirchen und ins restliche Deutschland für all die lieben Geburtstagsgrüße!
Endlich ist auch die Zeit der Abschlussprüfungen vorbei. Wir wurden geprüft in den Fächern Grundlagen Chinesisch, mündlichem Chinesisch, chinesischen Schriftzeichen und in Hörverstehen. Das Lesen von chinesischen Schriftzeichen war dabei für jedes Fach erforderlich. In mündlichem Chinesisch gab es zwei Prüfungen. Es gab ein kurzes Gruppenspiel bei dem unsere Gruppe eine fiktive Abschiedsfeier für die Klasse geplant hat und eine etwa 10-15 minütige Einzelprüfung mit der Lehrerin. Die Prüfungen waren meiner Meinung nach fair und dem Niveau angemessen. Ich bin froh, dass ich alles recht gut bestanden habe. Jetzt kann ich ersteinmal Urlaub gebrauchen. Leider sind mit dem Ende der Prüfungsphase bereits einige nach Hause oder sonst wohin geflogen. Und in der nächsten Zeit werden bedauerlicherweise noch mehr gehen, bevor ich das Land selbst verlassen werde.
Christina lernt auf unserem Balkon „Venture Capital in China“. Sie ist an der School of Economics and Management.
Die EM wird auch hier von den meisten verfolgt. Dummerweise werden durch die Zeitverschiebung die Spiele erst um 2:45 Uhr gezeigt. Ehrlich gesagt, hab ich einige der ersten Spielergebnisse erst am nächsten Tag von meinen französischen Kommilitonen erfahren. Das Halbfinalspiel gegen die Türkei haben wir mit vielen hundert Deutschen im Festzelt vom O’Malley’s angeschaut. Über die Stadt verteilt gibt es sehr viele Möglichkeiten die Spiele in Sportbars oder Biergärten anzuschauen. Das Finale gegen Spanien am Sonntag werden wir natürlich auch sehen. Praktisch ist, dass wir am Montag keinen Unterricht mehr an der Uni haben.
Das Wetter ist momentan ziemlich wechselhaft. Es war bereits über 30°C heiss, mit einer enormen Luftfeuchtigkeit und dadurch mehr als schwül. Da der Juni aber auch ein Regenmonat und Teil der Taifunsaison ist, schüttet es hier auch gelegentlich wie aus Kübeln. Oftmals ist es aber auch einfach nur grau und manchmal ziemlich nebelig. Was besonders witzig ist, wenn die Sicht draußen weniger als 150 Meter beträgt und man die nächsten Hochhäuser bzw. manchmal nicht mal mehr richtig den Boden sehen kann. Das tritt überwiegend Nachts auf, was die Sache schon etwas unheimlich macht.